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Logistik in Sachsen: viel Potenzial, wenig Förderung

Gutachten bescheinigt der Logistikwirtschaft zukunftsweisende Geschäftsmodelle

(LogistikPlan, 01.06.2009) Nun haben wir es schwarz auf weiß – auch der Freistaat Sachsen erhofft sich, stärker als bisher vom Wachstumsfeld Logistik profitieren zu können. Allein – der Weg dahin ist noch weit. Fast zwei volle Jahre hat die Sächsische Staatsregierung zunächst gebraucht, um eine Bestandsaufnahme durchzuführen – in dieser Zeit etablierten sich in anderen Bundesländern schon mehr als 25 Logistikinitiativen und –netzwerke.

Die Studie beleuchtet ausgiebig die Struktur der Logistikwirtschaft in Sachsen, bewertet logistikrelevante Standortbedingungen und gibt Empfehlungen zur Schwerpunktsetzung für die Zukunft. Auf über 120 Seiten finden sich viele gut aufbereitete Statistikdaten (Daten leider aus 2006 und älter), aber auch Ergebnisse einer 2008 durchgeführten Befragung von 120 sächsischen Firmen. Immerhin haben wir jetzt – so das Resümee des sächsischen Wirtschafts- und Arbeitsministers Thomas Jurk (SPD) – „erstmals einen umfassenden Überblick über die Branche, wissen, wo unsere Stärken liegen, kennen aber auch die Punkte, wo wir noch besser werden können und müssen.“

So bemängelten die Logistikdienstleister vor allem ein Defizit bei der Finanzierung und Förderung ihrer Branche, während die Industriefirmen noch weiteren Entwicklungsbedarf beim Ausbau der Straßeninfrastruktur sehen. Einhellig positiv wird hingegen das Angebot in Sachsen für Schienen-, Luftfracht- und Binnenschifftransporte bewertet.
An dieser Stelle setzt auch die Empfehlung der Gutachter an, dass Sachsen mehr aus seiner zentralen Lage zwischen Ost- und Westeuropa, seinem qualifizierten Fachpersonal und den bereits zukunftsweisenden Geschäftsmodellen der Industrielogistik schöpfen sollte.

Großes Potenzial liegt in folgenden drei Schwerpunkten:

  • der Kontraktlogistik, die ihre hohe Leistungsfähigkeit bereits mit hervorragend integrierten Logistik-lösungen unter Beweis stellt, vor allem im Fahrzeugbau und Maschinenbau in Südwestsachsen,
  • der Etablierung eines Logistikclusters für zeitsensible Mehrwertdienstleistungen rund um den Flughafen Leipzig/Halle, der sich derzeit zum internationalen Drehkreuz für Frachtflugzeuge und drittgrößten Flughafen Deutschlands entwickelt, sowie
  • dem Ausbau der ostsächsischen Region als „Landdrehkreuz“, um stärker als bisher am rasch wachsenden Güteraufkommen zwischen Ost- und Westeuropa zu partizipieren.

Das unter dem Titel „Situation und Perspektiven der Logistikwirtschaft im Freistaat Sachsen“ stehende Gutachten wurde im Rahmen der Dienstleistungsoffensive „Serviceland Sachsen“ des Wirtschaftsministeriums von der GMO Management Consulting GmbH und der TU Dresden erstellt. Leider bleibt es bei einer statistisch geprägten Sicht auf die Logistik, es fehlt eine verdichtete Problembetrachtung und Ableitung strategischer Konsequenzen. Welche Defizite und Aufgaben sind zu bewältigen, wenn sich die mittelständischen Transporteure innerhalb ihrer Region zu modernen Logistikdienstleistern qualifizieren wollen? Wie etwa könnte die Rolle von Sachsen im weltweit zunehmend vernetzten Logistikgeschehen entwickelt werden?

Ein vom Sächsischen Wirtschaftsministerium berufener Beirat mit Logistikexperten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung hat die Erstellung der Studie begleitet. Als Vertreter der Bundesvereinigung Logistik e.V. war auch LogistikPlan-Geschäftsführer Stefan Gärtner im Beirat aktiv. Nach seiner Einschätzung ist es fraglich, dass es zur Umsetzung der von den Gutachtern empfohlenen zehn Maßnahmen kommt: „Eine landesweite oder übergreifende Netzwerk-Initiative ist auf wirtschaftspolitischer Ebene bis auf Weiteres nicht in Sicht“, so Gärtner. „Schade, denn gerade die mittelständischen Logistiker sind jetzt auf Impulse zur Kooperation und zur Modernisierung ihrer Service-Palette angewiesen.“

Das Ministerium verweist zwar auf das bestehende Förderinstrumentarium, aber für eine von selbst laufende Qualifizierung, Vernetzung und Innovations-Offensive der Logistik-Akteure wird das wohl nicht reichen. Immerhin räumt Minister Jurk ein, „dass Sachsen noch zu wenig als Logistik-Land wahrgenommen wird, aber mit einem professionelleren Marketing wollen wir das ändern.“

Interessenten können das Gutachten kostenfrei im Internet (www.smwa.sachsen.de) oder im Zentralen Broschürenversand des Freistaates Sachsen bestellen (Tel. 0351-2103671, E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). 

Über LogistikPlan

LogistikPlan steht für moderne Konzepte in Produktion und Logistik. Die Planungsgesellschaft ist auf den Gebieten Strategieberatung, Fabrik- und Logistikplanung sowie Logistikmanagement tätig – von der Analyse und Konzeption über die Feinplanung und Ausschreibung bis zur erfolgreichen Inbetriebnahme kompletter Produktions- und Logistiksysteme.

Die inhabergeführte LogistikPlan GmbH wurde 2005 gegründet. Mit seinem Team von zehn Mitarbeitern – Ingenieuren, Betriebswirten und Verkehrswirtschaftlern – verfügt das Unternehmen über langjährige Projekterfahrung in nahezu allen Branchen und Regionen, von Deutschland, Ost- und Westeuropa über die USA bis nach China.