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Deutsche Wirtschaft erlebt Logistikboom

Logistikdienstleister machen Gewinnsprünge

Logistik ist in diesen Tagen ein lohnendes Geschäft, und wie es scheint, wird das bis auf weiteres so bleiben. So verzeichnen die deutschen Kurier- und Paketdienste für 2005 einen Umsatzzuwachs um mehr als 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei immerhin 12 Milliarden Euro Branchenumsatz. 

Allmählich ziehen auch die Preise im Stückgutsektor an – als Grund nennen die Anbieter zunehmend ernsthafte Engpässe. Die Nachfrage wächst quer über alle Transportsparten – Straße, Schiene, Wasser und Luft.

Expandierende Hafenbetreiber wie die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) freuen sich über deutliche Gewinnzuwächse. Sie nutzen das Geld und die Gunst der Stunde, um ihre Position im Logistikmarkt systematisch auszubauen – Dienstleister Eurogate beispielsweise will bis zum Ende dieses Jahrzehnts mehr als eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau seiner deutschen Containerterminals investieren.

Auch die großen Flughafengesellschaften arbeiten an ehrgeizigen Wachstumsplänen. Während sich die Frankfurter allerdings noch ihre Nerven einem unrühmlichen Genehmigungsverfahren aufreiben, wird der Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle zum internationalen Luftdrehkreuz bereits unter Hochdruck vorangetrieben. Auch Bahnchef Hartmut Mehdorn kündigte unterdessen seinen Anspruch auf ein etwas größeres Stück vom Logistik-Kuchen an: die Deutschen Bahn wolle ihr Angebot und die Wettbewerbsfähigkeit für den Güterverkehr massiv ausbauen und allein in diesem Jahr 3,6 Milliarden Euro in das Schienennetz investieren. Bleibt zu hoffen, dass dadurch das ohnehin hochpreisige Cargo-Angebot nicht noch teurer wird.

Logistikdienstleister machen Gewinnsprünge

Logistikprovider wie BLG dürften sich über die immer bessere Infrastruktur freuen. Die Bremer, die dank internationaler Transportnachfrage 2005 ihr Konzernergebnis um mehr als die Hälfte auf 50 Millionen Euro steigerten, erwarten auch für das laufende Jahr ein Gewinn- und Umsatzplus. Deutschlands Logistiker wollen weiter wachsen: keine Woche vergeht, in der nicht irgendwo in der Nähe eines Autobahnkreuzes, Hafens oder Airports ein Logistikzentrum neu errichtet oder erweitert wird.

Profiteure des Logistikbooms sind auch Softwarehersteller wie SAP, die gerade eine neue Version ihrer Außenhandelslösung SAP Global Trade Services einführen. Unternehmen sollen damit bei der Automatisierung und Standardisierung ihrer immer komplexeren Import- und Exportprozesse unterstützt werden. Zu den großen Gewinnern gehören nicht zuletzt die deutschen Logistikausrüster. 2005 glänzten die Hersteller von Materialfluss-, Förder- und Hebetechnik mit 15 Prozent Wachstum – ein Umsatzsprung, von dem andere Branchen nur träumen. Während sich die Automobilbauer im gesättigten europäischen Markt um ihre Positionen sorgen, kommen Nutzfahrzeughersteller kaum mit den Auslieferungen hinterher. Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich blickt gerade auf das beste Geschäftsjahr in seiner 53-jährigen Unternehmensgeschichte zurück, und die Nutzfahrzeugsparte von MAN meldet für Januar bis Mai diesen Jahres einen Auftragszuwachs um über 40 Prozent.

Wachstum treibt Transportpreise

Trotz enorm gestiegener Dieselpreise verzeichnen einschlägige Transportmarkt-Barometer einen kräftigen Anstieg des Binnenverkehrs. So kletterten die Einnahmen aus der LKW-Maut dieses Jahr munter weiter: mit 270 Millionen Euro kassierte der Bund allein im Wonnemonat Mai rund 35 Millionen Euro mehr als im Vorjahresvergleich.

Hauptursache des Transportbooms ist der ungebrochene Nachfrageschub aus Industrie und Handel, der in 2006 bereits zu Laderaumverknappungen und kräftigen Preiserhöhungen vor allem im Markt für Teilladungen geführt hat. Im Mai erreichte der Konjunktur-Index des Einkäuferverbandes BME mit 58,5 Punkten den höchsten Stand seit knapp sechs Jahren, und der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im Juni sogar auf einen 15-Jahres-Rekord – Deutschlands Wirtschaft ist weiter in Expansionslaune. 

 

Im Bild: Internethandel schafft neue Logistikjobs: Die im mitteldeutschen Halle ansässige Versandapotheke "Zur Rose" bilanziert allein für ihr erstes Geschäftsjahr 50.000 neue Kunden. Inzwischen werden von den 45 Mitarbeitern täglich über 1.000 Pakete verschickt.

Quelle: www.zurrose.de