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Logistik in Mitteldeutschland – Networking mit Tradition

REISS Büromöbel setzt mit neuem Partner-Konzept auf reibungslose Lieferketten

Das Traditionsunternehmen steht wie kaum ein zweites für die enge Verbindung von Produktion, Handel und Logistik in unserer Industriegeschichte. 

Bereits 1882 rief Robert Reiss mit dem weltweiten Katalogversand für Vermessungs- und Bürogeräte eines der ersten deutschen Versandhandelsgeschäfte ins Leben! In Leipzig starteten im gleichen Jahr die Unternehmer Mey und Edlich mit einem Versand für Kragen und Hemden. Nachdem General-Postdirektor Heinrich von Stephan den damaligen Weltpostverein gründete, wurden Hersteller und Händler durch den weltumspannenden Ausbau des Postwesens enorm beflügelt.

Zum 130-jährigen Jubiläum der REISS Büromöbel GmbH (www.www.reiss-bueromoebel.de) m Juni besuchten die Logistikexperten der Bundesvereinigung für Logistik e.V. (BVL - www.bvl.de) das Unternehmen. Im Firmenmuseum staunten die Gäste nicht schlecht: REISS hat sein Produktsortiment im 20. Jahrhundert mehrfach völlig erneuert! Sein historischer Fundus reicht von Vermessungsgeräten über Rechenschieber, Zeichen- und Lichtpausmaschinen, den ersten Sitz-Steh-Schreibtisch „Reform“ bis hin zum legendären REISS-Brett.

 

Inzwischen zählt REISS zu den führenden Herstellern ergonomischer Büroarbeitsplätze. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist die moderne Logistik, von der termingerechten Materialzulieferung über die gut automatisierte Vorfertigung, Farbgebung und Produktionslogistik bis zur Endmontage. Seine Innovationskraft beweist Reiss nun auch in der Distributionslogistik. Das mit LogistikPlan aus Dresden entwickelte „Partner-Konzept“ senkt künftig die Versandkosten und erhöht die Lieferqualität. Während die Großaufträge das Werk in frachtoptimierten Direkttouren verlassen, werden für alle übrigen Aufträge regionale Logistikpartner eingesetzt. Vor Ort übernehmen sie die Zwischenlagerung und pünktliche Auslieferung der empfindlichen Korpusmöbel – bis hin zum fachgerechten Aufbau beim Kunden.

Zwischen Hersteller, Logistikdienstleister und Händler gelten reibungslose Lieferketten als A und O. Sie sind ohne logistische Regeln, Qualitätskriterien und ein partnerschaftliches Zusammenspiel undenkbar. Das neue Partnerkonzept setzt auf enge Kooperation der Logistiker innerhalb der Kette, beispielsweise zwischen REISS, der Meißner Möbelspedition Grove (www.grove-online.de) und dem Dresdner Handelspartner jabe Bürosysteme (www.jabe-dresden.de).

Gute Logistik hängt allerdings auch von leistungsfähiger Infrastruktur ab. So ist es für einen größeren Möbel-LKW nahezu abenteuerlich, aus Liebenwerda die Landstraßen in Richtung Großenhain oder Dresden zu durchqueren. Während der Autobahn-, Schienen- und Luftverkehr in Mitteldeutschland immer mehr ausgebaut wird, geraten die Anschluss- und Nebenstrecken zunehmend ins Hintertreffen. Transportintensive Firmen sitzen oft außerhalb der Ballungsräume – von Nünchritz bis Großpostwitz – und betrachten die steigenden Logistikkosten als kritischen Faktor für weitere Wachstumsentscheidungen.

Die Vernetzung zwischen den Logistikern und Verkehrsplanern muss in Sachsen noch deutlich besser werden. Während die Kammern, das Logistiknetzwerk Leipzig-Halle (www.logistik-leipzig-halle.net), die BVL und die Sächsischen Hochschulen den Erfahrungsaustausch aktiv fördern, lässt die Politik noch auf sich warten.